Am letzten Freitag Abend kamen erste Gerüchte auf, dass es um den Spieleentwickler Telltale Games nicht gut bestellt sei und 90% der Belegschaft entlassen worden sind. Ein erster Schock, den man nicht wahr haben wollte, doch später folgte noch eine offizielle Bestätigung von Telltale Games selbst.
„FOR IMMEDIATE RELEASE:
Today Telltale Games made the difficult decision to begin a majority studio closure following a year marked by insurmountable challenges. A majority of the company’s employees were dismissed earlier this morning, with a small group of 25 employees staying on to fulfill the company’s obligations to its board and partners. CEO Pete Hawley issued the following statement:
„lt’s been an incredibly difficult year for Telltale as we worked to set the company on a new course. Unfortunately, we ran out of time trying to get there. We released some of our best content this year and received a tremendous amount of positive feedback, but ultimately, that did not translate to sales. With a heavy heart, we watch our friends leave today to spread our brand of storytelling across the games industry.“
Telltale will issue further comments regarding its product portfolio in the coming weeks.“
Für die Gründer der Spieleschmiede kein neues Ereignis, würde Telltale doch im Jahr 2004 von ehemaligen Mitarbeitern vom damals geschlossenen Lucas Arts gegründet. Nach einer Pokersimulation kamen die ersten Adventures, mit durchaus interessanten Lizenzen wie Monkey Island, Jurassic Park und Zurück in die Zukunft, aber erst mit Telltales The Walking Dead, dem Spiel zur bekannten Comic- und Fernsehserie war das Entwicklerstudio in aller Munde. Das Spiel, bei dem man erstmals die kleine Clementine kennenlernte, die sich durch die Zombie Apokalypse schlagen musste, war ein ganzer Erfolg. Die Spiele waren eher interaktive Filme, als wirkliche Spiele. Man musste Entscheidungen im Gespräch treffen, beeinflusste damit die Story und hier und da gab es Quicktimeevents, die man bestehen musste. Die dichte Story und Charakterentwicklung hatten eine höhere Priorität als die Action, was mit persönlich sehr gut gefallen hat.
Es folgten weitere Franchises wie The Wolf Among Us, Tales form the Borderlands, Game of Thrones, Batman und einige mehr. Dabei lieferte man meist sehr solide Games ab, wenn auch die ein oder anderen Schwächen zu finden waren und nicht jedes storytechnisch überzeugt. Jedes hatte dabei das ein oder andere eigene Feature, wie das Verbinden von Hinweisen bei Batman , grundsätzlich waren sie sich aber spielerisch sehr ähnlich. Für mich kein Problem, für die Masse aber schon, die auf Action und Multiplayergames getrimmt wurde und weniger Wert auf eine gute Story legt, als auf eine ordentliche Ballerei. Das machte es für die Firma schwierig, konstant hohe Verkaufszahlen zu halten.
Letztendlich mündete dies in der Pleite. 90% der 250 Mitarbeiter wurden bereits entlassen und nur noch ein Kernteam von 25 Leuten wickelt nun das Unternehmen ab und versucht die letzten Verbindlichkeiten zum Abschluß zu bringen. Bereits angekündigte Titel wie das lang erwartete The Wolf Among Us 2 oder eine Stranger Things Adaption wurden bereits abgesagt. Das weitere Vorgehen wird in den nächsten Wochen bekanntgegeben und es besteht die Frage, was mit der Finalen Staffel von The Walking Dead passiert, von der die erste Episode bereits erschienen ist. Fans bangen nun natürlich darum und hoffen, die Story auch zu Ende erleben zu dürfen. Vom bereits gekauften Season Pass will ich vor dem Hintergrund, dass jetzt 225 Leute ohne Job sind, gar nicht erst anfangen.
Für mich persönlich eine wirkliche Katastrophe auf dem gebeutelten Spielemarkt, bei dem Einzelspieler Kampagnen immer weiter zurückgebaut werden oder gar ganz abgeschafft werden und alles nur noch im Multiplayer und Online läuft. Battle Royal ist der große Trend. Da ist es um jeden Spieleentwickler schade, der tollen Single Player Content bietet und die Spiele von Telltale Games fand ich immer toll, auch mit ihren Schwächen. Es ging soweit, dass ich die Spiele für den PC gekauft habe, für die PlayStation 3 und schließlich noch für die PlayStation 4. Nicht alle, aber da kommt schon einiges zusammen. Alles unzählige Male durchgespielt, gerade die Walking Dead Titel, um zu schauen, wie sich die unterschiedlichen Entscheidungen auswirken. Dabei fand ich den Comiclook immer charmant Die Steuerung hat hier und da gehakelt und genervt, aber alles in allem waren die Spiele immer eine Runde Sache. Man wusste zumindest immer, dass man da ein solides Spiel in der Hand hielt, wenn man es im Geschäft aus dem Regal genommen hat.
Ich drücke den Mitarbeitern jedenfalls die Daumen, dass sie schnell wieder neue Jobs finden und dort weiter tolle Spiele mit großartigen Story entwickeln können. So viel Potential sollte nicht ungenutzt bleiben. Schöner hätte ich natürlich gefunden, wenn Telltale Games gerettet worden wäre, aber das wird wohl leider nicht mehr passieren.