Comicvorstellung: Joe Shuster, Vater der Superhelden vom Carlsen Verlag

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© Carlsen Verlag, Voloj, Campi

Schon vor einiger Zeit ist mir dieser Comic mal aufgefallen, doch ich habe ihn nie im Comicladen entdeckt und auch immer wieder vergessen, bis ich angefangen habe mehr Podcasts zu hören und auf die Vorstellung beim Comicklatsch gestoßen bin.  Danach habe ich ihn mir endlich bestellt und gelesen.

Die Geschichte beginnt damit, dass ein Polizist einen alten Mann aufgreift, der auf einer Parkbank geschlafen hat und ihn zum Essen einlädt, da es dem Mann offensichtlich sehr schlecht geht. Der beginnt dann, von seinem Leben zu berichten und es stellt sich heraus, dass der Polizist dort auf Joe Shuster getroffen ist, einem der Erfinder Supermans, der ihn lange Zeit auch gezeichnet hat. Er erzählt, wie er auf Jerry Siegel getroffen ist, mit ihm begonnen hat Comics zu entwickeln und wie sie versucht haben, einen Verlag für ihre Geschichten zu finden. Der Anfang einer der größten Abzocken in der Comicgeschichte, denn Superman wurde schnell sehr erfolgreich und brachte eine große Industrie für Superheldengeschichten hervor, jedoch hatten die beiden Erfinder Siegel und Schuster die Idee für einen Appel und ein Ei verkauft und waren nur noch Angestellte ihrer eigenen Idee. Während sie für wenig Geld übermenschliche Arbeit geleistet haben und von ihren Anteilen noch weitere Angestellte bezahlen mussten, verdienten sich die Verlagsbosse eine goldene Nase. Mehrere Klagen sind gescheitert und während das Superheldenbusiness boomte, wurden beide ausgebootet und verarmten. Erst spät kamen sie zu ihrem Recht, als Erfinder Supermans genannt zu werden.

© Carlsen Verlag, Voloj, Campi

Julian Voloj und Thomas Campi erzählen in ihrem Werk eine interessante Geschichte, die jeden Fan von Superheldencomics interessieren dürfte oder sogar sollte, denn Joe Shuster und Jerry Siegel haben mit ihrem Erfolg ein ganzes Genre begründet, in dem jeder mitmischen wollte und haben sich durch Ungeschick bei den Vertragsverhandlungen in die lange Reihe der Erfinder eingereiht, die am Ende wenig von ihrer erfolgreichen Entdeckung hatten. Superman war der erste Superheld der Welt und hat einige Leute reich gemacht und eine große Geldmaschine nach sich gezogen. Voloj und Campi erzählen diese Biografie spannend und flüssig, sodass man sie trotz 176 Seiten Umfang gut durchlesen kann, ohne das es langweilig wird. Man bekommt in jede Phase ihrer Entwicklung einen Einblick und erfährt auch, was sich hinter den Kulissen abgespielt hat, was diese Graphic Novel zu einer wahren Geschichtsstunde für Comicleser macht.

© Carlsen Verlag, Voloj, Campi

Der italienische Zeichner Thomas Campi unterlegt diese unglaubliche Geschichte mit tollen Bildern, die wie pastellige Wasserfarbbilder wirken und ganz ohne Outlines auskommen. Die Figuren wirken leicht stilisiert, bleiben aber jederzeit erkennbar und unterstützen die Geschichte des deutschen Autoren Julian Voloj ganz wunderbar. Immer wieder werden in den Panels aber auch Abbildungen der damaligen Originalarbeiten des Künstlerduos gezeigt, sei es aus Supermanheften oder anderen Serien, an denen Shuster und Siegel mitgewirkt haben, sodass der Leser einen interessanten Einblick in ihr Arbeit bekommt. Selbst erste Werke für eine Schülerzeitung tauchen auf und man erfährt mehr über das Schaffen Joe Shusters und seine tragische Geschichte. Alles sehr schön in Szene gesetzt.

Fazit

© Carlsen Verlag, Voloj, Campi

Die Graphic Novel aus dem Carlsen Verlag hat mich mehr als begeistert. Zum einen bin ich großer Fan von Biografien und natürlich liebe ich auch Superheldencomics. Deshalb konnte dieses Buch mich doppelt für sich gewinnen. Der Erzählstil von Julian Voloj ist unglaublich flüssig, sodass ich Joe Shuster, Vater der Superhelden nur ungern aus der Hand gelegt habe und ihn wirklich in kurzer Zeit verschlungen habe. Wir haben es aber auch mit einer wirklich ergreifenden Story zu tun, wenn man bedenkt, wie die beiden Erfinder Supermans eiskalt von den Verlagsbossen haben abzocken lassen. Zum Glück haben sich die Zeiten inzwischen etwas geändert und man kommt als Künstler besser zu seinem Recht und ist vor solchen Knebelverträgen eher geschützt also noch in den 40er und 50er Jahren, dennoch sollte man eben nichts leichtfertig unterschreiben und Verträge genau prüfen, auch wenn man gerade versucht, seinen Traum zu verwirklichen und alles so verlockend scheint. Der Zeichenstil von Thomas Campi unterstreicht in seiner Dezentheit die Erzählung perfekt und fängt die Atmosphäre der damaligen Zeit hervorragend ein. Für mich ist dieses Werk definitiv etwas, was man als Fan von Superheldencomics gelesen haben sollte, denn es handelt sich hier um echte Geschichte mit vielen Hintergrundinfos. Und für den Umfang dieses schön gestalteten Hardcovers sind 19,99 Euro auch wirklich angemessen.

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2 Kommentare

  1. Als alleinigen „Vater der Superhelden“ kann man Joe Shuster nicht bezeichnen. Sein Freund Jerry Siegel ist der Erfinder der Superman-Figur, Shuster der Zeichner von Siegels Idee gewesen. Sollte Siegel in der Graphic Novel nur eine Nebenrolle spielen, wäre das nicht objektiv.

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