
A Walk Through Hell ist die neue Comicreihe von Garth Ennis, die auf Deutsch bei Cross Cult erscheint. Ennis ist bekannt für seine polarisierenden Inhalte und deshalb ist es wieder spannend, was er sich dieses Mal für ein krankes und gewalttätiges Zeug ausgedacht hat. Danke an dieser Stelle an Cross Cult für das Rezensionsexemplar.
Zwei FBI-Agenten, die taffe Shaw und ihr jüngerer Partner McGregor, sind auf der Suche nach zwei verschwundenen Kollegen, die für einen Fall ein Lagerhaus durchsuchen wollten. Leider sind diese von ihrem Auftrag nicht zurückgekehrt und haben sich auch nicht mehr gemeldet. Es wird schnell klar, dass mit dieser verlassenen Halle etwas ganz und gar nicht stimmt, denn darin passieren wirklich sehr merkwürdige Dinge. Zudem tauchen Parallelen zu einem vergangenen Fall auf, der die beiden Partner ziemlich mitgenommen hat und sie immer noch schwer belastet. Nun gilt es, das Geheimnis der Lagerhalle zu lüften und wieder heil nach Hause zu kommen.

Garth Ennis scheint sich dieses Mal etwas mehr auf die Story zu konzentrieren, als nur auf übertriebene Gewalt und extrem polarisierende Themen zu setzen. Klar gibt es auch hier wieder zwei oder drei Szenen, in denen es explizit wird, aber im Vergleich zu einem Crossed, Preacher oder The Boys ist das ganze doch sehr begrenzt und fast schon gewöhnlich. Stattdessen steht der innere Konflikt der beiden FBI-Agenten im Vordergrund, die noch sehr an ihrem alten Fall zu knabbern haben, der irgendwie mit den Vorgängen in diesem mysteriösen Lagerhaus zu tun haben scheinen. Deshalb gibt es immer wieder Rückblenden zum Verlauf des alten Falles. Gerade am Anfang ist die Erzählweise des Comics jedoch regelrecht anstrengend und wird erst besser mit dem Voranschreiten der Geschichte. Es wird zunächst eine extreme Geheimniskrämerei betrieben, die den Lesefluss meines Erachtens hemmt. Es werden Halbsätze gesprochen, auf die die anderen Charaktere natürlich reagieren können, aber der Leser fragt sich immer wieder „Wovon reden die denn jetzt überhaupt?“, was dazu führte, dass ich manche Stellen mehrfach lesen musste, um sie wirklich zu erfassen. Erst mit den später folgenden Informationen wird alles mehr oder weniger klar. Auch um den Namen des vermeintlichen Täters des alten Falles wird zunächst ein Geheimnis gemacht und er immer nur als „Er“ referenziert, bis dann der Name durch ein Geständnis eines Mittäters bekannt wird. Dann wird der Name gleich übertrieben oft benutzt, was am Ende merkwürdig unpassend wirkt.

Die Zeichnungen von Goran Sudzuka, der 2001 einen Eisner Award für Outlaw Nation als bester Newcomer erhalten hat und darüber hinaus auch an Hellblazer und Brian K. Vaughans Y – The Last Man gearbeitet hat, liefert ein stimmiges Bild ab. Man fühlt sich direkt wie in einer Akte X Folge, auch wenn die beiden Protagonisten nicht mehr als den ersten Buchstaben ihrer Nachnamen mit Scully und Mulder teilen. Sudzukas Stil weiß aber insgesamt zu überzeugen und gefällt mir gut.
Fazit
Trotz des eher zähen Einstiegs, enthält der Comic doch eine sehr solide Mysterystory, die irgendwo zwischen Akte X und Supernatural liegt, auch wenn man am Ende des ersten Bandes auch eher nur Vermutungen hat, als wirklich etwas zu wissen. Den Anfang empfand ich aber wirklich als anstrengend, was aber möglicherweise daran liegen könnte, dass ich den Band nicht an einem Stück gelesen habe und die Auflösung dadurch etwas länger gedauert hat und mich mit mehr Fragen nach jedem Abschnitt zurückgelassen hat. Wenn man die 144 Seiten des Hardcovers jedoch in einem Rutsch durchliest, könnte sich das etwas relativieren. Dennoch musste ich den ein oder anderen Satz tatsächlich zweimal lesen, um zu verstehen, worum es geht. Dennoch ist die Story so interessant, dass ich den nächsten Band auch noch lesen möchte, denn gerade zum Ende hin wird es immer verrückter, auch wenn A Walk Through Hell im Vergleich zu seinen anderen Werken eher brav daherkommt. Solide trifft es daher am besten, wenn man den ersten Band mit einem Wort beschreiben sollte. Es ist in jedem Fall noch Luft nach oben. Band 1 gibt es für 22,- Euro.
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