Comicvorstellung: Die Waise von Perdida vom Splitter Verlag (Video)

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© Splitter Verlag / Hautière / Adrián

Ich habe mir eine Grafiknovelle gekauft, auf die ich mich schon sehr gefreut habe, auch wenn ich sie bei der ersten Ankündigung direkt mal übersehen habe und erst später bemerkt habe, dass sie rauskommt. Ich spreche von „Die Waise von Perdida“, die im Splitter Verlag erschienen ist. Der richtige Verlag für einen Comic, den ich mir dann sofort kaufen musste.

Die Waise von Perdida ist eine dramatische Science Fiction Geschichte, in der der Schmuggler Max den Sohn seiner auf dem Planeten Perdida umgekommenen Freunde retten muss, da er sich nach ihrem Tod in höchster Not befindet, denn der Planet wird jedes Jahr von riesigen schwarzen Hornissen heimgesucht. Normalerweise verschanzen sich die wenigen Bewohner des Planeten in ihren Häusern oder verlassen ihn für diese Zeit, doch dieses Mal sind die monströsen Insekten früher da und Vater Claude fällt ihnen als erster zum Opfer und Mutter Martha versuch mit dem kleinen Claudi zu flüchten. Sie kommen nicht weit und Martha opfert sich, damit Claudi überlebt. Er versteckt sich in einem Wald, in dem die Hornissen ihm nicht folgen.

Max, der mit seinem Raumschiff Big Max erst kürzlich den Planeten verlassen hat, hat einen Kommunikator bei sich, den Martha entwickelt hat und den er zum Testen mitnehmen sollte. Mit dem eiförmigen Funkgerät kann man nämlich auch im interstellaren Raum miteinander sprechen. Claudi hat das Gegenstück und so kann Max jederzeit mit ihm sprechen. Allerdings wurde sein Schiff beim Abflug beschädigt und so muss er auf Gamma 13 zwischen landen, um Big Max reparieren zu lassen. Um Claudi am Leben zu halten, sucht er sich einen Führer, der sich auf Perdida auskennt und findet den alten Silbad, der als Kind ebenfalls auf dem unwirtlichen Planeten gelebt hat. Allerdings hat er durch einen Hornissenangriff sein Gedächtnis verloren und hat seitdem eine Metallplatte im Kopf. Sie machen sich auf den Weg nach Perdida, nehmen aber noch Martin und Belle mit, die vom Planeten um jeden Preis wegwollen. Martin ist über den Umweg zwar nicht erfreut, fügt sich aber. Gemeinsam machen treten sie die Rettungsmission an, die aber alles andere als glatt verläuft.

Régis Hautière hat die Romanvorlage „Der Waisenjunge von Perdida“ von Stefan Wul, die bereits 1958 erschienen ist aufbereitet und hat ihr gleich noch eine kleine Modernisierung angedeihen lassen. Obwohl ich das Original leider bisher nicht gelesen habe, habe ich jedoch einige Infos dazu im Internet gefunden. Hautière hat unter anderem Martha eingeführt, die den Kommunikator entwickelt hat und mutig ihren Sohn schützt, nachdem Vater Claude ihnen die Flucht ermöglicht hat. Soweit ich es lesen konnte, kommt im Roman nämlich nur der Vater vor und das Ei ist ebenfalls bereits gegeben. Damit wurde ein wichtiger erklärender Teil auf einen starken Frauencharakter gelegt, auch wenn sie leider nicht lang überlebt.

Insgesamt hält sich die Graphic Novel jedoch sehr viel stärker an die Vorlage als der 1982 erschienene Zeichentrickfilm “Herrscher der Zeit”, der vom Franzosen René Laloux und niemand geringerem als dem einflussreichen Science-Fiction-Künstler Moebius, alias Jean Giraud, umgesetzt wurde. Der Film nahm sich damals noch deutlich mehr Freiheiten gegenüber der Vorlage, allerdings hat er mich damals schon beim ersten Schauen absolut beeindruckt. Die Geschichte bietet großartige Spannung und viel Drama, aber auch Humor und vor allem einen Wahnsinns Twist am Ende. So etwas hatte ich in meinen jungen Jahren noch nie gesehen. Damit hat sich der Film, den ich inzwischen auch auf DVD ergattern konnte, einen Platz unter meinen ewigen Lieblingsfilmen gesichert.

Leider hat das etwas Spannung aus dem Splitter Double genommen, da mich das Ende ja nun nicht mehr überraschen konnte, aber die genauere Umsetzung von Stefan Wuls Geschichte bot dennoch genug neues, dass mich der Comic auch absolut gefesselt hat.

Die Zeichnungen von Adrián gehen in eine ganz andere Richtung als die von Moebius, von dem ich in jedem Fall auch sehr gern eine Comicumsetzung dazu gesehen hätte, aber auch der neue Stil hat durchaus seine Vorzüge. Man erkennt natürlich sofort den frankobelgischen Stil, der jedoch nicht ins zu realistische geht, sondern eher eine knuffig-verspielte Richtung einschlägt, aber er kann auch durchaus eine gewisse Härte einschlagen, gerade wenn die Eltern am Anfang sterben oder wenn es um feindlich gesonnene Charaktere geht. Die Hornissen sind schon ziemlich uncool… Damit haben wir zwar einen etwas kindlicheren Look als den des Films, aber das macht die Grundgeschichte nicht weniger dramatisch. Alles in allem finde ich die Darstellung wirklich gelungen, inklusive sehr homogenen Farben, die die Stimmung wunderbar tragen.

Ich liebe den Film und mag auch den Comic wirklich sehr, auch wenn er mich nicht genauso gecatcht hat. Das hängt aber einfach an mehreren Faktoren, denn zum einen kannte ich die Story ja schon und außerdem habe ich inzwischen schon so einige tolle Comics gelesen, die ebenfalls fantastische und vor allem innovative Geschichten haben, sodass ich Die Waise von Perdida natürlich nicht wie beim ersten Mal erleben konnte. Dennoch ist es eine absolut fantastische Geschichte und die von Régis Hautère vorgenommenen Änderungen haben den Stoff in die aktuelle Zeit transportiert, auch wenn die Story natürlich in ferner Zukunft spielt. Tolles Ding, unglaublicher Twist am Ende, absolut lesenswert. 112 Seiten höchste Schreibkunst im Albumformat für 22,- Euro… ganz ehrlich, wenn ihr Science Fiction nicht abgrundtief hasst, dann kauft euch diese Graphic Novel. Ich bin jedenfalls nicht enttäuscht worden.

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