Mit Space Bandits gibt es nun einen neuen Sci-Fi-Rache-Roadmovie, den ich euch in diesem Video vorstellen möchte. Vielen Dank an Panini Comics für das Rezensionsexemplar.
Die Geschichte startet mit der genialen Cody Blue und ihrer Gangster Crew, die das Kreuzfahrtraumschiff Lionel Richie überfallen und damit einen letzten großen Coup landen wollen. Ihr habt richtig gehört, die 80er sind nun auch im Weltraum angekommen. Cody und ihre vier Kumpanen kassieren dabei groß ab, doch als es dann zum Aufteilen der Beute kommt, wird sie von ihren Spießgesellen über den Haufen geschossen und alleine mit einem großen Loch in der Brust in ihrem Versteck zurückgelassen.
Etwa zur gleichen Zeit ziehen auch Thena Khole und ihr Lover Viggo umher und machen mit einem Trick Kasse. Da Thena auf zahlreichen Planeten gesucht wird, mimt der Schönling an ihrer Seite den Kopfgeldjäger, liefert sie an verschiedene planetare Behörden aus und greift das Kopfgeld ab. Ihre besondere Begabung sind jedoch Ausbrüche und so macht sie sich immer wieder schnell aus dem Staub. Viggo legt dazu lediglich die Computer der Schiffe lahm und Thena erledigt den Rest. Bei ihrem aktuellen Beutezug wartet sie jedoch vergeblich auf den Systemausfall und wird im härtesten Knast des Alls abgeliefert, dem Krebstier, einem riesigen, 160km langen Hummer, der tot im Weltraum treibt. Dort treffen beide Damen aufeinander und beschließen, zusammen zu flüchten und die Verräter einen nach dem anderen kalt zu machen.
Mark Millar hat diese fünfteilige Miniserie im Rahmen der von Netflix gekauften Millar World bei Image Comics veröffentlicht und nun ist sie auch als abgeschlossenen Paperback bei Panini Comics erschienen. Es besteht also Potenzial für einen Film oder eine Serie auf Netflix. Das würde ich sogar begrüßen, denn was wie ein Heistmovie beginnt, wird dann zu einem Sci-Fi-Western-Rache-Roadmovie. Mit den beiden Protagonistinnen hat er ein paar starke Figuren erschaffen, die ihr Ziel sehr konzentriert verfolgen und mit ihren verräterischen Teams nicht gerade zimperlich umgehen. Während Cody Blue das Gehirn der Operation darstellt, hat sie mit Thena Khole auch ein ordentliches Paar Muskeln an ihrer Seite. Damit hat Millar ein für Buddymovies nicht untypisches Duo entwickelt, das mit Witz und Gewalt durch die Story pflügt. Der Humor entsteht nicht selten daraus, dass Thena nicht immer zu 100% in Codys Pläne eingeweiht ist und deshalb ab und zu vor einer kleinen Überraschung steht.
Ihre Gegner sind in erster Linie die ungehobelten, grobschlächtigen Westernbösewichte, die meist hinter einem starken Anführer herdackeln. Dummerweise haben sie es sich genau mit diesem Anführer verscherzt. Das nimmt der Geschichte an der ein oder anderen Stelle etwas die Tiefe, da die Jagd nach den unterbelichteten Abtrünnigen doch weitestgehend sehr unspektakulär verläuft und sie fast alle schnell gefunden werden. Millar spart sich teilweise sogar die Darstellung der Suche und springt direkt zur Konfrontation. Allerdings hält das die Geschichte am Ende recht rasant, was bei so einer Story durchaus als Pluspunkt zu werten ist. Vor allem sorgt es aber auch für eine gehörige Portion Spaß, da die Orte an denen sie auf die Verräter treffen doch stellenweise extrem absurd und gerade deshalb so lustig sind.
Die Zeichnungen stammen von Matteo Scalera, der unter anderem auch an Black Science gearbeitet hat. Er gibt der Geschichte einen gewaltigen 80er Jahre Touch, obwohl das Science Fiction Spektakel natürlich fern der Erde spielt. Trotzdem gibt es einige Referenzen, knallige Farben und man hat eigentlich direkt ein Best of der 80er als Soundtrack im Ohr. Insgesamt finde ich die Zeichnungen wirklich passend, auch wenn sie immer wieder recht überzogen wirken. Dennoch spielt der Gesamtlook einfach gut zusammen und erinnert einfach sofort an trashige Sci-Fi Filme der damaligen Zeit. Und da gab es ne Menge merkwürdiges Zeug.
Es gibt jedenfalls 164 Seiten Spaß mit erwachsenem Humor als Tradepaperback für 20 Euro bei Panini Comics. Die Story geht flott in den Kopf, hat einen guten Lesefluss und macht wirklich Spaß. Viel Tiefe sollte man nicht erwarten, aber die gab es in den Buddyfilmen der 80er und 90er auch nicht. Dafür kriegt man jede Menge Action, Explosionen und schräge Witze. Deshalb gibt es auch die Leseempfehlung ab 16 auf der Rückseite des Comics. Jedenfalls sind die beiden Ladys sympathisch, auch wenn Cody ganz klar manipulativ daherkommt und Thena entsprechend naiv, und ihre Gegner die typischen Drecksäcke sind. Wer also eine unterhaltsame, kurzweilige und abgeschlossene Geschichte für zwischendurch geniessen möchte, ist hier auf jeden Fall sehr gut bedient. Mark Millar kann halt gute Geschichten schreiben.
Fun Fact am Rande: Zur ersten Auflage gab es eine Rückrufaktion, da die Innenseiten des Covers das falsche Motiv hatten. Ich kann das hier mal zeigen. Wie ihr seht, sind da ein paar klassische Marvelhelden zu sehen, die da sicher nicht hingehören.
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