Frisch aus der Druckerpresse gibt es neue nordische Geschichten vom Splitter Verlag. Schlangengott bietet eine Mischung aus Mythologie, Blutfehden und einem klitzekleinen bisschen Romantik. Also Wikingerromantik. Lieben Dank an den Splitter Verlag für das Rezensionsexemplar.
An der Küste Islands findet Wikingerhäuptling Ulf Keludar mit seinem Sohn einen Schiffbrüchigen, den er eigentlich nur wieder ins Meer werfen will. Wie sich aber herausstellt, handelt es sich um Elrik, einen der legendären drei Tierkrieger. Das sind von Odin auserwählte Berserker, die ein besonderes Mal tragen. Elrik verfällt bei einem Kampf in einen Blutrausch und erhält besondere Kräfte, dank derer er es mit mehr Männern aufnehmen kann als jeder andere. Bei einem Angriff des Haraldur Clans tötet er dessen Sohn Rolf und nimmt seine Tochter Nessa gefangen und beschwort damit ein großes Unglück für Häuptling Keludar herauf.
Jérôme Le Gris hat das Szenario dieser Grafiknovelle entwickelt, die es auf insgesamt 3 Bände bringen soll. Ich bin kein großer Geschichtskenner in dem Bereich und kann deshalb nicht wirklich etwas zur historischen Genauigkeit sagen, aber für mich wirkt die Story sehr stimmig, die Figuren sehen für mich wie typische Wikinger aus, mit Leder und Fell bekleidet, auch wenn ich wenige blonde oder rothaarige Figuren entdecke, wie ich sie für die Gegend eher erwartet hätte. Berserker, übermächtige Krieger, die in einen Blutrausch verfallen, kennt man jedoch und die Götter tauchen bisher nur in der Form auf, in der man sie kennt, nämlich als mystische höhere Wesen, die nie selbst in Erscheinung treten. Daher erscheint mir die Geschichte durchaus plausibel und realistisch, ohne zu sehr ins Fantasygenre abzudriften. Dafür bietet sich eine Geschichte aus Blutrache und Clanfehden, bei der man auch einmal die besorgte und ängstliche Seite der Wikinger sehen kann, die einen Kampf durchaus auch mal fürchten.
Die zeichnerische Umsetzung von Benoît Dellac mit den Farben von Sébastien Bouet zeigt ein düsteres und raues Bild vom Leben im harten Norden zwischen wärmendem Feuer in der Hütte und dem eisigen Schneetreiben draußen. Wir haben es mit knüppelharten, wettergegerbten Kerlen und Frauen zu tun, die den Bedingungen Islands trotzen und dort leben. An manchen Stellen wird die typische Panelführung eines Comics aufgebrochen und so entsteht auf einer Doppelseite schon mal eine Art Sonnenrad aus den Bildern, einem typischen Symbol der Wikingerzeit, das leider auch wie so vieles von den Nazis zweckentfremdet wurde und somit gerne einen faden Beigeschmack hinterlässt. Hier ist es jedoch nur angedeutet und passt ja zumindest auch in die Zeit, ohne irgendwelche anderen Assoziationen zuzulassen.
Fazit
Seit dem Erfolg der Serie Vikings, die Geschichte rund um die Familie Ragnar Lodbrocks, tauchen Wikinger durchaus wieder häufiger in Film, Fernsehen und Literatur auf. Da ich durchaus Gefallen an der Serie und Filmen wie Der 13. Krieger, Walhalla Rising und nordischen Mythen im Allgemeinen finde, sind solche Comics auch immer willkommen. Zuletzt hatte ich schon Black Road gelesen, doch hier haben wir nochmal ein ursprünglicheres und realistischeres Werk, das aber noch einige Jahrzehnte früher spielen dürfte, als die bei Panini Comics erschienene Graphic Novel. Mir hat der erste Band mit seinen gerade mal 48 Seiten sehr gut gefallen und ich warte mit großer Spannung auf die weiteren Folgen, die ich mir in jedem Fall auch zulegen werde. Fans der Serie Vikings können unbesorgt zugreifen und sich einer neuen Story aus dem hohen Norden erfreuen, die dort auch irgendwo als Nebenhandlung stattfinden könnte, auch wenn es zeitlich nicht so ganz passt. Die durchweg schwarzen oder grauen Haare kann ich da durchaus nochmal verzeihen. Für 16,- Euro bekommt man jedenfalls eine wirklich gute Wikingergeschichte.